Bogdan Bogdanović (1922 – 2010)

Bogdan Bogdanović
Quelle: Osservatorio Balcani e Caucaso

Europa verliert einen ganz Großen! Der Urbanologe, Schriftsteller und ehemalige Belgrader Bürgermeister Bogdan Bogdanović ist heute 87-jährig in einem Wiener Spital verstorben.

Bogdan Bogdanović wurde am 20. August 1922 in Belgrad geboren. Nach dem Studium der Architektur und einer raschen akademischen Karriere stieß er mit seinen progressiven Lehrmethoden sehr bald an die Grenzen des jugoslawischen Universitätsbetriebs. Von der Partei zum Rücktritt gezwungen, kehrte er der Belgrader Universität den Rücken und gründete 1976 in Mali Popovic, unweit von Belgrad, eine “Dorfschule für die Philosophie der Architektur”.

Von 1982 bis 1986 war Bogdanović Bürgermeister von Belgrad. Nach dem Machtantritt von Slobodan Milošević und, damit verbunden, dem sich ausbreitenden Nationalismus war Bogdanović zunehmend öffentlichen Anfeindungen ausgesetzt. 1993 musste der politisch Bedrohte seine Stadt, musste er Belgrad endgültig verlassen. Seitdem lebte er als Dissident in Wien.

Als Architekt war er vor allem durch die zahlreichen Denkmal-Bauten bekannt geworden, die er im gesamten Jugoslawien errichten ließ. Zwischen 1952 und 1981 entwarf Bogdan Bogdanović mehr als 20 Denkmäler und Gedenkstätten gegen Faschismus und Militarismus.

Ich persönlich verdanke Bogdan Bogdanović zu einem großen Teil meine Liebe zu Urbanistik und Architektur. Sein Text Vom Glück in den Städten gehört für mich zu den wichtigsten Büchern, die ich je gelesen habe. Städte zu lesen, das war für Bogdanović ein sinnlich-poetischer Vorgang: die Architektur atmen, den Erinnerungen der Bewohner lauschen, den Mythen der Geschichte nachspüren.

Und all das stets zu Fuß oder, wie er es nannte, nach der “Johnnie-Walker-Methode”.

[Ö1: Bogdan Bogdanovic gestorben]
[NZZ: Eros und Thanatos]
[Osservatorio Balcani e Caucaso: Il secolo di Bogdanovic]

Flickr Album: Sarajevo (April 2009)

Sarajevo
Quelle: Der Wiener Lloyd

Im Dinarischen Gebirge gelegen, gehört die Hauptstadt Bosnien und Herzegowinas zu den historisch und kulturell interessantesten Städten Osteuropas.

Im 13. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt, reicht die Geschichte der heutigen Stadt zurück bis ins 15. Jahrhundert, als die Stadt unter osmanische Herrschaft kam und einen enormen kulturellen und wirtschaftlichen Aufschwung erlebte.

Als Sarajevo 1878 von den österreichisch-ungarischen Truppen besetzt wurde, hatte die Stadt bereits viel von ihrem früheren Reichtum eingebüßt. 40 Jahre österreichischer Herrschaft haben in Architektur und Infrastruktur der Stadt (Straßenbahn) ihre Spuren hinterlassen.

Im Juni 1914 war die Stadt Schauplatz des tödlichen Attentates auf Erzherzog Franz Ferdinand, welches zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs beitrug. Nach 1918 kam Sarajevo mit Bosnien zum Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen und nach 1945 zur sozialistischen Republik Jugoslawien. 1984 fanden die Olympischen Winterspiele in Sarajevo statt.

Früher oft als Jerusalem Europas bezeichnet, ist während des Krieges viel von der einstigen kulturellen und ethnischen Vielfalt verloren gegangen. Während der 1.425 Tage dauernden Belagerung forderte der Krieg allein in Sarajevo über 10.000 Opfer.

Diese Album zeigt einige Bilder, die im April 2009 während eines Aufenthalts in Sarajevo entstanden sind.

[Flickr Album]

Flickr Album: Burg Devín (Juni 2009)

Quelle: Der Wiener Lloyd

Die Anhöhe über dem Zusammenfluss von Donau und March ist seit dem 5. Jahrtausend v. Chr. besiedelt. Im 1. Jahrhundert v. Chr. bestand hier eine keltische Siedlung. In den ersten Jahrhunderten nach Christus befand sich hier eine der Grenzstationen des Römischen Reiches.

Als Dowina wurde die Burg in den Fuldaer Annalen 864 zum ersten Mal urkundlich erwähnt; sie bestand damals aus einer fürstlichen Burg mit Kirche und Grabstätte sowie Schutzwällen auf dem dahinterliegenden Berg Devínska Kobyla.

Der älteste Teil der heutigen Burg stammt aus dem 13. Jahrhundert. Die größte Bautätigkeit erlebte die Burg vom 13. bis in das 16. Jahrhundert. 1809 wurde sie von den Napoleonischen Truppen zerstört.

Gemeinsam mit dem Hundsheimer Berg auf österreichischer Seite bildet der Burgfelsen von Devín die Porta Hungarica; ein kurzes Durchbruchstal der Donau zwischen den Ausläufern der Ostalpen und den Kleinen Karpaten.

Dieses Album zeigt einige Bilder, die während einer Wanderung von Devínska Nová Ves über den Devínska Kobyla bis nach Devín entstanden sind. Die Gehzeit vom Bahnhof in Devínska Nová Ves bis zur Burg Devín beträgt etwa zweieinhalb Stunden. Von Devín aus erreicht man das Zentrum von Bratislava (Nový Most) per Bus in 20 Minuten (Linien 28/29).

[Flickr Album]

In Wien (5)

Österreichisch

Ein junger Mann versucht in einer österreichischen Bäckerei in seinem deutsch-deutschen Dialekt einen Kaffee zu bestellen.

Verkäuferin: Bekommen sie einen Kaffee?
Herr: Nein, aber ich hätte gerne einen.

Vorhang zu.

Archipelago Europe

Karl Schlögel über das, was unser Europa wirklich ausmacht – ein Auszug aus seinem Buch “Marjampole – Oder Europas Wiederkehr aus dem Geist der Städte”.

High-speed routes. Europe is being manufactured year by year, month by month, and day by day. Movement, which holds it together, is its basic mode. If movement were to fail, even for a short time, Europe would disintegrate into its component parts. The manufacturing of Europe can best be observed at certain locations: airports, motorways, and high-speed railroads. The high-speed connections turn big Europe into a small continent. The borders of individual states are crossed before the TGV really gets going. The nation state is too small for high-speed trains.

[Eurozine: Archipelago Europe]
[Perlentaucher: Marjampole – Oder Europas Wiederkehr aus dem Geist der Städte]

Grenzkickerl – Futbal na hraniciach, 2.6. Berg/Bratislava

Titelblatt

Im Rahmen des Viertelfestival Niederösterreich – Industrieviertel 2007, das in diesem Jahr unter dem Motto “grenzen.los” steht, finden auch zahlreiche grenzübergreifende Projekte statt. So wandelt etwa das Projekt “Keine Verbindung/Bez Spojenia” auf den Spuren der 1914 eröffneten Pressburgerbahn.

Ein weiteres Gemeinschaftsprojekt ist das, unter dem Titel “Grenzkickerl/Futbal na hraniciach” stattfindende Fußballmatch, das am 2. Juni auf einem Spielfeld auf (!) der österreichisch-slowakischen Staatsgrenze – quasi die Grenze als Mittellinie – ausgetragen wird.

Das Projekt ist eine grenzüberschreitende künstlerische Intervention im öffentlichen Raum. Sie findet zugleich in Österreich und der Slowakei statt. Ein Land-Art-Projekt, das von jedem benutzt werden kann. Ein temporäres Experiment, das möglichst lange bestehen soll. Ein künstlerischer Kommentar zur Sinnhaftigkeit von Grenzen …

[Viertelfestival Niederösterreich – Industrieviertel 2007]
[Grenzkickerl/Futbal na hraniciach]
[Keine Verbindung/Bez Spojenia]

Eine Citytram für Wien!

Karte Citytram
Quelle: tramway.at

Schon mal überlegt, warum es in Wien zwar eine U4 wie auch eine U6, jedoch keine U5 gibt? Die Antwort ist einfach: Sie wurde zwar geplant, jedoch nie gebaut. Als Alternative zu dieser, Hernals via Zweierlinie mit dem Wienerberg verbindenden Linie wurde, forciert von den Wiener Grünen, bereits vor einigen Jahren ein Alternativvorschlag vorgelegt: die Wiener Citytram.

Hinter diese Idee verbirgt sich ein, im Vergleich zum Bau einer U5, einfaches und kostengünstiges Projekt, das dennoch eine direkte Verbindung zwischen Wiens Nordwesten und der Gegend rund um den Wienerberg herstellen würde. Die neue Strecke würde die aus der Währinger Straße kommenden Straßenbahnlinien 38, 40 und 41 mit den zur Zeit bei der Oper und am Schwarzenbergplatz endenden Linien 62, 65 und 71 verbinden. Realisiert könnte dies mithilfe eines Tunnels werden, der die Station Schottentor via Herrengasse mit der Wiedner Hauptstraße und dem Schwarzenbergplatz verbindet. Nach modernen U-Bahn-Richtlinien ausgeführt, würde dieser Tunnel nicht nur große Teile des Stadtgebiets direkt miteinander verbinden, sondern durch neue Stationen, etwa bei der Albertina oder am Kohlmarkt, auch die Nahversorgung der Wiener City erheblich verbessern. Darüber hinaus ergäben sich auch durch die Miteinbeziehung der, heute ebenfalls bei der Oper endenden, Badner Bahn interessante Möglichkeiten.

Nicht zuletzt sollte man sich auch vor Augen führen, welche indirekten Vorteile sich durch den Verzicht auf eine U5 zugunsten der Citytram ergeben würden. So würde die Errichtung einer U5 mit Sicherheit mit einer Zerstörung der Straßenbahn-Netzdichte im Nordwesten Wiens einhergehen – so wie dies auch schon bei der Errichtung anderer U-Bahnlinien in anderen Teilen der Stadt passiert ist (und auch jetzt bei der Verlängerung der U2 wieder passiert). Damit ginge für noch mehr Menschen der direkte Zugang zu einer Haltestelle verloren. Eine Tatsache, die besonders alte und behinderte Menschen in ihrer Mobilität sehr einschränkt.

[via tramway.at]

In Wien! (4)

Wiener Konsequenz

Zwei pubertierende Jugendliche warten beim Zebrastreifen einer vielbefahrenen Straße im zweiten Wiener Gemeindebezirk.

Einer von Beiden: Ich hasse die Autoabgase!

Er zündet sich eine Zigarette an und überquert mit seinem Freund die Straße.

Vorhang zu.

Osteuropäische Sprachen

Titelblatt
Quelle: Amazon

Im Rahmen der “Enzyklopädie des Europäischen Ostens” hat der, für die hohe Qualität seiner Veröffentlichungen bekannte, Kärntner Wieser-Verlag einen Band auch den Sprachen dieses riesigen Kulturraums gewidmet. Das von Milos Okuka zusammengestellte “Lexikon der Sprachen des Europäischen Ostens” steht auf den Seiten der Alpen-Adria Universität Klagenfurt auch online zur Verfügung.

[Link]

(Metroblogging Leopoldstadt) TV-Tipp: Die Dynamik des Raumes. Ziel2 Wien, Mo 5.2. 23h10 3sat

Städtische Ballungszentren mit ihren Netzwerken an Bildungs Einrichtungen, Finanzgesellschaften und qualifizierten Arbeitskräften wirken laut dem Soziologen Manuel Castells wie ein Gravitätszentrum für Innovation, Wachstum und Arbeitsplätze. Orten, die von diesem Netzwerk abgekoppelt werden, droht aber der Niedergang. Sie werden als Ziel2-Region bezeichnet und von der EU besonders gefördert. Dazu gehören u.a. der 2. und 20. Bezirk in Wien. Egon Humer hat ein Jahr lang diese Bezirke besucht, um die Entwicklungen und vielschichtigen Veränderungsprozesse zu dokumentieren, die durch zahlreiche städtebauliche, kulturelle und ökonomische Maßnahmen in Gang gesetzt werden.

[via BAOBAB Medientipp]